Dienstag, 10. April 2012

Oman Roadtrip

Ostern stand vor der Tuer und mein Chef war so nett, uns den Ostersonntag freizugeben (Danke hierfuer nochmal)…also ein langes Wochenende. Was anfangen an 3 Tagen frei am Stueck und der Sommer guckt schon um die Ecke?. Es war vorletzte Woche zum ersten Mal dieses Jahr ueber 40 Grad auf dem Thermometer. Da ich schon laengerer Zeit vor habe, mehr vom Oman zu sehen, habe ich mir ueberlegt einen Roadtrip zu machen.
Das Auto vollgetankt und beladen mit Kuehlbox, Schlafsack, Zelt, Koffer und was man auf einer Reise mit groben Ziel und noch unbekannten Uebernachtungsmoeglichkeiten braucht oder brauchen koennte. Doch wohin genau sollte es gehen? Daher habe ich mir dank On- und Off-Road-Lektuere die folgende Strecke zusammengestellt.
Rundweg sollte von Abu Dhabi ueber Al Ain, der Kueste entlang nach Muscat fuehren. Von dort ueber Nizwa zurueck in die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Alles in allem ca. 1,400 km.


Um 7h morgens ging es von Abu Dhabi aus nach Al Ain und an den Hili Border Post, um die notwendigen Formalien fuer meine Ausreise aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu klaeren. Fuer umgerechnet 7 Euro bekam ich einen Zettel, der mir erlaubt, das Land zu verlassen und meine Ausreise bestaetigt. Dies liess sich fuer einen Freitag relativ schnell in ca. 15 min. erledigen. Durch die Auslaeufer des Hajar Gebirges fuehrte mich die STrasse in Richtung Kueste. Nach einigen Kilometern ein weiterer Zwischenstop am Grenzposten des Oman, an dem ich ein Visum fuer umgrechnet 10 Euro erwerben musste, um weiterfahren zu duerfen. Jetzt, legal und angemeldet, konnte es ungestoert weitergehen.



Meinen ersten Stop legte ich in Sohar ein. Sohar liegt ungefaehr auf halber Strecke nach Muscat direkt am Meer. Die Stadt ist bekannt fuer sein Fort und den Fischmarkt. Angeblich soll die Stadt der Geburtsort von Sindbad dem Seefahrer sein (dies konnte vom Autor dieses Textes nicht bestaetigt werden und es muss daher auf weiterfuehrende Literatur verwiesen werden).
Das weisse Fort ist in Meeresnaehe gelegen und ueberstrahlt mit seinen weissen Mauern die umliegenden Gebaeude. Das Museum bietet interessante Einblicke in die Architektur des Forts und die Geschichte.






Fort
Die vielen Forts im Oman zeugen von einer langen Vergangenheit. Ob an der Kueste entlang oder im Landesinneren, ueberall kann man die mehr oder weniger gut erhaltenenen Bauten begutachten. Die omanische Regierung hat in den letzten Jahren eine Offensive zur Restaurierung und zum Erhalt aller Forts gestartet. Daher waren an vielen Forts Baustellen zu sehen. Die Forts dienten frueher nicht nur zu militaerischen Zwecken, sondern auch dem gesellschaftlichen und politischen Leben. Heute sind sie eines der vielen Teile fuer den omanischen Tourismus.


Auf dem Highway 01 ging es weiter der Kueste entlang, leider etwa 1km im Landesinneren. Die Omanis sind allem Anschein nach grosse Fans von nett gestalteten Kreisverkehren. Hier einige Beispiele fuer mehr oder weniger aufwendige Architektur auf dem Kreisverkehr.







Der 2. Stopp auf meiner Reise sollte Nakhal sein. Nakhal liegt etwa 30km von der Kueste entfernt im Landesinneren. Der Name der Stadt leitet sich, so hab ich es mir erzaehlen lassen von „nakheel“ ab und bedeutet soviel wie Dattelpalme. 

Nakhal bietet ein weiteres grosses Forts im Oman. Von den Tuermen hat man einen fantastischen Blick ueber die Umgebung und die Dattelpalmenplantaten in der Nachbarschaft und man versteht, die Bedeutung des Stadtnamens.











Etwas weiter bergauf gibt es warme Quellen, die A‘  Thowarah. Der Weg dorthin fuehrt durch ein kleines Dorf mit engen Gassen, durch die keine 2 Autos nebeneinander durch fahren koennen. Aber eine sehr schoene Fahrt durch die Palmenplantagen mit den Ruinen, alten Haeusern und Wachtuermen. Leider sind diese Quellen sehr beliebt und dementsprechend voll war es am Freitag. Der Freitag ist auch im Oman Wochenende. Daher kann ich nicht beurteilen, ob die Quelle wirklich warmes Wasser fuehrt oder die grosse Anzahl an badenden Besucher das Wasser erhitzt hat.






Nach soviel Zeit im Auto und Sightseeing hatte ich mir eine ausgiebige Pause verdient. Hierzu suchte ich mir den Strand in As Seeb aus. Die Stadt liegt vor den Toren von Muscat direkt am Meer. Ich fuhr an den Strand um mir meine mitgebrachten Koestlichkeiten auf den Grill zu legen und im Sand mit Blick auf das Meer zu entspannen. 

Dabei konnte ich einen interessanten Fischverkauf beobachten. Die Fischer verkaufen direkt aus ihren Netzen die Fische an interessierte Kaeufer. 


Da meine Kenntnisse im Ausnehmen von Fischen nicht die besten sind, bin ich meinem Fleisch treu geblieben.

Nach meiner Ankunft am Abend in Muscat liess ich den erlebnisreichen Tag in einem kleinen Shisha-Cafe bei Tee, Shisa und Datteln Revue passieren. Am naechsten Morgen war Sightseeing auf dem Programm. Zuerst einmal quer durch die Stadt zum Hafen und an der Hafenstrasse entlang. Muscat hat im Gegensatz zu den Metropolen in Abu Dhabi und Dubai keine Wolkenkratzer und macht daher noch einen gemuetlicheren Eindruck auf den Besucher.










Nach der Fahrt durch die Stadt wollte ich die Sultan Qaboos Grand Mosque besichtigen. Dieses schoene Beispiel islamischer Architektur bietet, wie die Zayed Moschee in Abu Dhabi, einen Einblick in die religoese Kultur der islamischen Laender. Die Sultan Qaboos Grand Mosque ist eine der groessten in der arabischen Welt mit Minaretten von ~100m Hoehe und einer Kapazitaet von ca. 20,000 Glaubigen.















Nach dem Besuch der Moschee war es genug mit Stadtleben und Verkehr und ich wollte noch mehr von diesem schoenen und reizvollen Land entdecken. Mein Weg zurueck nach Abu Dhabi sollte mich durch die Al Dhahirah Region des omanischen Hinterlandes fuehren und entlang der Rueckseite des spektakulaeren Hajar Gebirges. 

Hier gibt es die hoechste Dichte an Forts und Wachtuermen im Oman. Dies zeugt von der strategisch wichtigen Bedeutung fuer Handel und Kommunikation zwischen der Kuste und dem Hinterland.

Nach knapp 2 Stunden Fahrt kam ich in Birkat al Mawz an. In dieser kleinen Stadt gibt es natuerlich auch ein Fort. 
Hier ist auch der Ausgangspunkt fuer das Sayq Plateau. Das Sayq Plateau gehoert zum omanischen Hochland und liegt auf 2,000- 2,400 m ueber dem Meeresspiegel.

Im Tal fuehrte eine einzige Strasse hoch auf das Plateau. Der Zugang wird kontrolliert. An einem Militaer-Checkpoint musste ich Ausweis, Fuehrerschein, Fahrzeugpapiere und Versicherungsschein zeigen, da sich oben auf dem Plateau noch eine Militaerbasis befindet und das komplette Gebiet bis vor ein paar Jahren noch militaerisches Sperrgebiet war. Noch vor dem Checkpoint machte das folgende Schild auf die auf mich und das Auto zukommenden Anstrengungen aufmerksam.

Um dies vorweg zu nehmen: diese Warnung war berechtigt. Die Strasse ist zwar geteert und in sehr gutem Zustand, jedoch ist die Steigung enorm – kein Vergleich zu den vergleichsweise leichten Anstiegen der Alpenpaesse.
Allein der 22km lange Weg hoch war ein Erlebnis mit tollen Ausblicken und den Weg in eine andere Welt, weit weg von der Zivilisation und dem Rest des Omans. Hier oben gibt es ca. 30 Doerfer und nur eine Handvoll geteerter Strassen aber tolle Moeglichkeiten zum Wandern und Klettern.

















 Auch die Temperaturen waren um einiges kaelter als im Tal. Anstatt den 36 Grad unten, standen auf dem Thermometer auf 2,400m gerade noch 24 Grad Celsius.

Nicht nur oben, auch unten am Fusse des Plateaus befinden sich einige schoene getrocknete Flussbette, die Wadis. Da ich den Tag oben sehr gut ausgenutzt habe, entschied ich mich fuer die Nacht im mitbrachten Zelt im naechsten Wadi. 


Nach wenigen Kilometern im Wadi al Muaydin hatte ich eine passende Stelle gefunden, sogar mit Zugang zum Wasser im Wadi. Ich wollte gerade mein Camp aufbauen, da kam ein omanischer Farmer mit einer Herde Ziegen vorbei. Mit meinem arabischen Wortschatz von 20 Woertern und seinem gebrochenen-Englisch konnten wir uns mit Haenden und Fuessen dennoch verstaendigen. Er machte mir klar, dass es in der Nacht viel Wind und Regen geben sollte und das aufgrund der Gefahr von Hochwasser und Springfluten das Campen im Wadi zu gefaehrlich ist. Er zeigte mir eine andere, sichere Stelle in der Naehe. Meine Dankbarkeit drueckte ich mit einem Softdrink und 2 Aepfeln aus und der freundliche alte Omani verabschiedete sich und liess mich alleine in den omanischen Bergen. Immerhin wusste jetzt jemand, dass ich hier war.


So war ich nun inmitten der Berge mit allem was ich brauche und hatte auch an alles gedacht: Schlafsack, Grill, Zelt, Fleisch, Brot, Wasser…nur kein Holz. Aber es gibt ja nichts, was einem die Natur nicht gibt zum Ueberleben. Fleisch, Wasser, Holz. Da ich die ersten beiden Dinge mitbegebracht hatte, zog ich los auf eine kleine Wanderung, auch um Holz zu sammeln. Meine Ausbeute kann sich sehen lassen:

Das Holz war da, das Lagerfeuer war gesichert, jetzt musste nur noch das Nachlager aufgebaut werden. Beim Zeltaufbau zogen dunkle Wolken ueber die Gipfel. 

Sollte der Omani Recht behalten? Es ging zwar ein laues Lueftchen, aber noch sehr angenehm zum grillen und fuer das Lagerfeuer. Ein langer Tag ging zu Ende und meine gesammelten Holzvorraete langsam aber sicher auch. Es war herrlich bei ca. 25 Grad im Zelt zu liegen, ohne den Laerm der Stadt und nur mit den Geraeusche der Natur.



So schlummerte ich friedlich ein. Mitten in der Nacht wurde ich von einem starken Windstoss geweckt, der das Zelt leicht anheben liess. Als ich wach wurde merkte ich, dass es regnete. Nicht nur ein paar Tropfen, sondern ein schoener leichter Regen. REGEN. Nach Monaten ohne echtem Nass von oben ein tolles Erlebnis. Also krabbelte ich aus dem Zelt, um den Regen zu geniessen. Der Wind hatte zugenommen und ordentlich geweht. Bei einer starken Boe konnte mein, zugegeben schlecht gesichertes Zelt, nicht mehr standhalten. Als ich mich umdrehte sah ich das Zelt davon wehen in die Dunkelheit. Zum Glueck hatte ich die Taschenlampe bei mir und machte mich auf die Suche nach meinem Zelt und dem Schlafsack darin. Ich fand das Zelt, zerschellt an einem Felsen 20m von dem Platz entfernt, an dem ich es zuletzt gesehen hatte. Das Zelt war von einem spitzen Felsen aufgeschlitzt worden und die Zeltstangen gebrochen. Immerhin konnte ich meinen Schlafsack noch retten. Tja..so stand ich da, mitten in den omanischen Bergen, im Regen, im Wind, ohne Zelt…aber ich hatte ja noch meinen fahrbaren Untersatz. Also musste der zurueckgeklappte Beifahrersitz fuer die restlichen Stunden der Nacht ausreichen.
Das Zelt habe ich an der naechsten Tankstelle im Muell entsorgt.


Von meinem Nachquartier waren es nur noch 25km bis nach Nizwa. Diese ist die ehemalige Hauptstadt und Handelszentrum des Oman im 6. Und 7. Jahrhundert. Nizwa ist immernoch ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt fuer Handel im omanischen Hinterland. Nizwa hat einen sehr fruchtbaren Boden und die Oase erstreckt sich ueber mehrere Kilometer. Hier werden ueber 40 Sorten Datteln angebaut, die u.a. im oertlichen Souk verkauft werden. Der Nizwa Souk ist sehr zu empfehlen, auch ausserhalb des geschaeftlichen Treibens zum grossen Freitags-Souk. Hier ist auch unter der Woche vor allem morgens einiges los und es gibt viel zu sehen. Silberschmuck, Tonwaren und omanisch-traditionelle Handwerkskunst, sowie Obst, Gemuese, Fisch, Fleisch und lebendige Tiere koennen erworben werden.









Nach dem Besuch von Nizwa sollte es fuer mich wieder in Richtung Abu Dhabi gehen. Hierbei durchquerte ich ein Gebiet, dass frueher strategische Wichtigkeit hatte. Die Gegend rund um die Stadt Ibri liegt zwischen den Auslaeufern des Hajar Gebirges und den Weiten der Rub al Khali Wueste. Daher war hier ein wichtiger Zwischenstop fuer Handel zwishcen den Regionen der arabischen Halbinsel. Die Strasse fuehrt quer durch das Gebiet, sodass man auf der einen Seite felsigen Untergrund, Steine und Berge sieht, auf der anderen Sand, Duenen und Kamele. 



Nach Tagen auf der Strasse, in Forts, in den Bergen und Oasen ging dieser super Trip zu Ende und ich bin wieder zurueck in Abu Dhabi. Ich kann den Oman als Reiseziel sehr empfehlen und werde sicherlich bald von meinem naechsten Trip dorthin berichten.