Samstag, 30. Oktober 2010

Trauer


Seit Mittwoch gilt in den UAE eine offizielle Trauerwoche. Der Herrscher des Emirates Ras al Khaimah, Scheich Saqr bin Mohammed Al Qasimi, ist am Mittwochmorgen verstorben. Das bedeutet für das Emirat Ras al Khaimah eine offizielle Trauerzeit von 40 Tagen mit Fahnen auf Halbmast und die Schließung öffentlicher Einrichtungen für mindestens 3 Tage. In den anderen Emiraten, Dubai, Ajman, Sharjah, Fujairah, Umm al Qaiwain und Abu Dhabi wurden ebenfalls öffentliche Institutionen geschlossen und die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Eine Besonderheit ist, dass die Vereinigten Arabischen Emirate das letzte Mitglied des obersten Rates der Gründerväter des Landes verloren haben. 

Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien einige Länderrund um den Golf, darunter auch Ras al Khaimah unter dem seit 1948 regierenden Scheich Saqr bin Mohammed Al Qasimi,  in die Unabhängigkeit. Am selben Tag trat das Emirat den unter der Führung Abu Dhabis gegründeten Vereinigten Arabischen Emiraten bei. Aus Respekt vor Scheich Saqr bin Mohammed Al Qasimi und zu seinen Ehren wurden einige öffentliche Veranstaltungen abgesagt, wie z. B. die Eröffnung des Themenparks „Ferrari World“ oder Musik- und Sportveranstaltungen. Im Radio wird auf das laufende Programm verzichtet und anstatt Rock und Pop werden nur besinnliche und traditionelle Lieder gespielt.

Scheich Saqr bin Mohammed Al Qasimi war der am längsten regierende Staatschef in der ganzen Region. Er wurde 92 Jahre alt.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Oktoberfest

Grias euch, servus und hallo,


die Dirndl und Lederhosen hängen in München gerade wieder im Schrank, da geht die Gemütlichkeit am arabischen Golf erst so richtig los: Oktoberfest in Abu Dhabi.

Die Chance darf man sich ja nicht entgehen lassen, endlich mal wieder „original German food“ genießen zu können. Neben einem großen Buffet mit zünftigen Speisen wie Kasseler, Händel, Knödel, Rippchen gab es natürlich auch echt bayerische Würstchen, Brezeln, Sauerkraut und „strudels“. So konnte der Hunger gestillt werden, der Durst aber noch nicht. Nachdem ich mir beim Kellner ein Weißbier bestellt und mich auf ein kaltes Getränk aus der temporären Wahlheimat Bayern gefreut habe, sind mir beim Servieren meiner Bestellung die Gesichtszüge entglitten. Warum? Folgendes Bild ist die Lösung des Rätsels:




Licher Weizen am arabischen Golf!!! Ich habe ja mit viel gerechnet, aber das hat mich wirklich sehr beeindruckt und fast Gefühle von Heimweh hervorgerufen. Mit einer kleinen Träne des Glücks in den Augen habe ich mir das heimatliche Bier schmecken lassen.

Die Größe des Oktoberfestes kommt natürlich nicht annähernd an das Original heran, aber ca. 250 Leute haben sich an beiden Abenden zum Oktoberfest unter freiem Himmel versammelt. Darunter waren die meisten Deutsche (einige wenige hatten in weiser Voraussicht Lederhosen und Dirndl mit nach Abu Dhabi gebracht), aber auch internationale Gäste konnten die tolle Stimmung genießen. Die Tische mit blau-weißen Tischdecken, blau-weiße Fahnen haben den Rahmen fast perfekt gemacht und auch Temperaturen von 27°C haben fast an einen schönen Wiesentag erinnert, nur die Palmen haben das fast perfekte Münchener Bild gestört.

Zur Unterhaltung der Gäste war eine „Oompah-Band“ engagiert worden mit schöner Oktoberfestmusik. Natürlich wurde ebenfalls im Viertelstundentakt ein „Prosit der Gemütlichkeit“ angestimmt und nach dem dritten Mal konnten auch die Freunde aus den Staaten und Norwegen fast akzentfrei mitsingen.



Besonders lustig waren die Ankündigungen zum Nagelschlagen, „a traditional Bavarian game that involves bashing nails into a tree stump with a hammer“, original bayerischem Huttanz und Jodel-Contest.

Die Stimmung war insgesamt etwas zurückhaltender und nicht ganz so exzessiv wie auf der Theresienwiese, aber dennoch richtig lustig. Zum Ende der Veranstaltung um 1h und eine ordentlichen Polonaise zum Abschluss hatte ich endlich mal wieder eine schöne „authentic German experience“.

In diesem Sinne: viele liebe Grüße an meine Familie und Freunde in „good old Germany“

Samstag, 2. Oktober 2010

Fussball in Abu Dhabi


Olé ole´olé oder so ähnlich hieß es an einem schwül-warmen Freitag Abend in der Hauptstadt Abu Dhabi.
Fußball ist, wie auch sonst (fast) überall auf dem Globus, eine der beliebtesten Sportarten. Das merkt man schon beim Fernsehprogramm, dass gefühlt alle Spiele von der Kreisklasse bis zur Profiliga aus Ägypten, Irak, Kuwait, Jordanien, UAE etc. übertragen werden. Die Zuschauerzahlen spiegeln daher in nicht die Beliebtheit des Sports wider. Um dem Fußball in den Vereinigten Arabischen Emiraten höhere Zuschauerzahlen zu ermöglichen, wurden 2 Wochen vor dem Start in die neue Saison der UAE Football League 2010-2011 in der Stadt durch die Zeitschrift „Abu Dhabi Week“ kostenlose Eintrittskarten für alle Heimspiele des Al Jazira Clubs für das Jahr 2010 beigelegt. Nach einer Registrierung beim Verein, bekommt man einen kostenloses Zugang zu allen Heimspielen für die komplette Saison.


Also habe ich mir ein kostenloses Exemplar der Zeitschrift, diese ist ebenfalls kostenfrei, geholt, um einen Abend im Mohammed-Bin-Zayed-Stadion zu verbringen. Das Stadion liegt aus meiner Sicht verkehrstechnisch günstig, da es nur einen Block entfernt ist.

Das Stadion ist optisch ein sehr feiner Fußballtempel, der 2009 fertiggestellt wurde. Der Innenraum erinnert an englische Fußballstadien, bei denen die Zuschauer sehr nahe am Spielfeld sitzen.  In 2 Ecken des Stadions wurden 2 Bürotürme integriert und sollen als Büroflächen vermietet oder als Hotel genutzt werden. 


Die Infrastruktur mit Parkplätzen und Anfahrt ist noch nicht auf europäischen Topniveau, aber für die aktuellen Zuschauerzahlen ausreichen. Die räumlichen Möglichkeiten für ein ausgezeichnetes Catering sind gegeben, aber werden aktuell noch nicht ganz für den normalen Zuschauer angeboten und ist auf Softdrinks, Popcorn und Chips beschränk. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das noch ändern wird. 

Das Stadion hatte ursprünglich 15.000 Plätze und wurde in mehreren Bauabschnitten auf eine Kapazität von 42.056 Zuschauern erweitert und gilt seit 2009 als eine der modernsten und größten Fußballstadien im arabischen Raum. Zudem wird hier dieses Jahr zum 2. Mal die FIFA-Club-WM ausgetragen, bei dieser die 6 Kontinentalmeister und der Landesmeister der Vereinigten Arabischen Emirate gegeneinander antreten werden. Neben Inter Mailand sind Mannschaften dabei, die eher ausgewiesenen Fußballfachleuten ein Begriff sein dürften. Beispiel: Hekari United, Papua Neuguinea oder Porto Alegre, Mexiko.


Aber kommen wir zum fussballerischen Teil des Berichtes. Das Spiel, Al Jazira vs. Al Wahda, war das Topspiel der Liga und mit knapp über 16.000 Zuschauern auch äußerst gut besucht für lokale Verhältnisse. Das Spielniveau war für eine Profiliga nicht schlecht, aber das teilweise geringe Tempo der Akteure den 39°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit geschuldet. Das Wetter mag auch ein Grund für geringer Besucherzahlen der Spiele sein, wenn diese Zeitgleich in klimatisierte Wohnzimmer übertragen werden. 

Dennoch war es sehr interessant eine andere (aufkommende) Fankultur zu erleben. Es ist eine Begeisterung im Stadion zu spüren und die Verbundenheit mit dem Club, aber die ausdauernden 90minütigen Fangesänge aus europäischen Stadien habe ich ein wenig vermisst. Nichts destotrotz habe ich gestern bei meinem 2. Besuch eines Spiels erste Veränderungen feststellen können. 6 Männer mit großen Trommeln, eine Riesenfahne mit dem Logo des Al Jazira Clubs und 2 Anheizer, die versuchten die Stimmung anzuheizen. Der Erfolg war überraschend gut. Auch der sportliche Erfolg: Al Jazira hat gegen den aktuellen Tabellenführer Baniyas mit 4:0 gewonnen, aber nur als Randnotiz. Leider waren mit knapp unter 10.000 Zuschauern gerade mal ¼ aller Plätze belegt. Dennoch wird der Fussball hier, nach meiner Einschätzung, weiter an Beliebtheit gewinnen und wenn die klimatischen Bedingungen angenehmer werden und die Zuschauer weniger schwitzen als die Akteure auf dem top gepflegten Grün, macht es noch mehr Spass.