Olé ole´olé oder so ähnlich hieß es an einem schwül-warmen Freitag Abend in der Hauptstadt Abu Dhabi.
Fußball ist, wie auch sonst (fast) überall auf dem Globus, eine der beliebtesten Sportarten. Das merkt man schon beim Fernsehprogramm, dass gefühlt alle Spiele von der Kreisklasse bis zur Profiliga aus Ägypten, Irak, Kuwait, Jordanien, UAE etc. übertragen werden. Die Zuschauerzahlen spiegeln daher in nicht die Beliebtheit des Sports wider. Um dem Fußball in den Vereinigten Arabischen Emiraten höhere Zuschauerzahlen zu ermöglichen, wurden 2 Wochen vor dem Start in die neue Saison der UAE Football League 2010-2011 in der Stadt durch die Zeitschrift „Abu Dhabi Week“ kostenlose Eintrittskarten für alle Heimspiele des Al Jazira Clubs für das Jahr 2010 beigelegt. Nach einer Registrierung beim Verein, bekommt man einen kostenloses Zugang zu allen Heimspielen für die komplette Saison.
Also habe ich mir ein kostenloses Exemplar der Zeitschrift, diese ist ebenfalls kostenfrei, geholt, um einen Abend im Mohammed-Bin-Zayed-Stadion zu verbringen. Das Stadion liegt aus meiner Sicht verkehrstechnisch günstig, da es nur einen Block entfernt ist.
Das Stadion ist optisch ein sehr feiner Fußballtempel, der 2009 fertiggestellt wurde. Der Innenraum erinnert an englische Fußballstadien, bei denen die Zuschauer sehr nahe am Spielfeld sitzen. In 2 Ecken des Stadions wurden 2 Bürotürme integriert und sollen als Büroflächen vermietet oder als Hotel genutzt werden.
Die Infrastruktur mit Parkplätzen und Anfahrt ist noch nicht auf europäischen Topniveau, aber für die aktuellen Zuschauerzahlen ausreichen. Die räumlichen Möglichkeiten für ein ausgezeichnetes Catering sind gegeben, aber werden aktuell noch nicht ganz für den normalen Zuschauer angeboten und ist auf Softdrinks, Popcorn und Chips beschränk. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das noch ändern wird.
Das Stadion hatte ursprünglich 15.000 Plätze und wurde in mehreren Bauabschnitten auf eine Kapazität von 42.056 Zuschauern erweitert und gilt seit 2009 als eine der modernsten und größten Fußballstadien im arabischen Raum. Zudem wird hier dieses Jahr zum 2. Mal die FIFA-Club-WM ausgetragen, bei dieser die 6 Kontinentalmeister und der Landesmeister der Vereinigten Arabischen Emirate gegeneinander antreten werden. Neben Inter Mailand sind Mannschaften dabei, die eher ausgewiesenen Fußballfachleuten ein Begriff sein dürften. Beispiel: Hekari United, Papua Neuguinea oder Porto Alegre, Mexiko.
Aber kommen wir zum fussballerischen Teil des Berichtes. Das Spiel, Al Jazira vs. Al Wahda, war das Topspiel der Liga und mit knapp über 16.000 Zuschauern auch äußerst gut besucht für lokale Verhältnisse. Das Spielniveau war für eine Profiliga nicht schlecht, aber das teilweise geringe Tempo der Akteure den 39°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit geschuldet. Das Wetter mag auch ein Grund für geringer Besucherzahlen der Spiele sein, wenn diese Zeitgleich in klimatisierte Wohnzimmer übertragen werden.
Dennoch war es sehr interessant eine andere (aufkommende) Fankultur zu erleben. Es ist eine Begeisterung im Stadion zu spüren und die Verbundenheit mit dem Club, aber die ausdauernden 90minütigen Fangesänge aus europäischen Stadien habe ich ein wenig vermisst. Nichts destotrotz habe ich gestern bei meinem 2. Besuch eines Spiels erste Veränderungen feststellen können. 6 Männer mit großen Trommeln, eine Riesenfahne mit dem Logo des Al Jazira Clubs und 2 Anheizer, die versuchten die Stimmung anzuheizen. Der Erfolg war überraschend gut. Auch der sportliche Erfolg: Al Jazira hat gegen den aktuellen Tabellenführer Baniyas mit 4:0 gewonnen, aber nur als Randnotiz. Leider waren mit knapp unter 10.000 Zuschauern gerade mal ¼ aller Plätze belegt. Dennoch wird der Fussball hier, nach meiner Einschätzung, weiter an Beliebtheit gewinnen und wenn die klimatischen Bedingungen angenehmer werden und die Zuschauer weniger schwitzen als die Akteure auf dem top gepflegten Grün, macht es noch mehr Spass.